MINT + Art

Klang- und Lichtwelten

In der letzten Woche der Sommerferien fand erstmals das neue Format MINT + ART des MINT CLUSTER WETZLAR statt. An fünf Tagen haben die Teilnehmer:innen ihre eigenen Licht- und Klangkunstwerke geschaffen. Zum Abschluss durften sie ihre Werke einem begeisterten Publikum präsentieren.

Kunst und Technik gehen nicht zusammen? Keineswegs. Oftmals sind künstlerisch-kreative Impulse wesentlicher Bestandteil von technischen Neuerungen. An diesem Punkt setzt das vom MINT CLUSTER WETZLAR (MCW) entwickelte Förderprojekt MINT + ART an, um Jugendliche spielerisch und kreativ für die Welt der Technik zu begeistern. In der letzten Augustwoche fand die Auftaktveranstaltung statt. Zehn Teilnehmer:innen konnten in dem 5-tägigen Workshop ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Die Möglichkeit, ein licht- und/oder Klangkunstwerk zu realisieren, bekommt man wirklich selten. Bei dem Workshop MINT + ART schon. Das Konzept hatte Kursleiterin Jutta Mertens eigens für das MCW entwickelt. Angeleitet wurden die Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren von einschlägigen Experten: Axel Schrepfer, Musiker und Tontechniker aus Wiesbaden, brachte sein Know-how als Musiker ein und seine Technik mit, um mit Beats, Bites und der Programmiersprache „Scratch“ zu experimentieren. Der Mainzer Aktionskünstler Stefan Brand (alias Brandstifter) ging in der Industrie- und Naturlandschaft rund um den Leitz-Park mit den Teilnehmer:innen auf Foto- und Klangsafari. Finn Menzel, Mitglied im Viseum Wetzlar e.V., unterstützte die Jugendlichen mit wertvollen Tipps bei der Umsetzung. Yvonne Schudy vom MCW/Viseum Wetzlar hatte das Projekt organisiert und die ganze Woche über koordiniert.

Fotoserie von Edward Barszczewski, 12 Jahre Wetzlar

Im Laufe der 5 Tage gingen die Teilnehmer:innen hochmotiviert und inspiriert ans Werk. Die Leica Welt mit dem Fotostudio, dem Ernst Leitz Museum und dem umliegenden Leitz-Park Wald bot dafür geradezu ideale Bedingungen. Dort konnten die Jugendlichen mit verschiedenen Foto-Techniken und Lichtmalerei experimentieren; sie erforschten optische Effekte an Kristallen, Spiegeln oder Seifenblasen; an digitalen und analogen Instrumenten wurden Töne und Geräusche, Klangfarben oder sogar ganze Soundtracks generiert. So entstanden Fotos und digitale Collagen, die teilweise auch in Filme und Computerspiele mündeten. Bei der Abschlussveranstaltung durften die Teilnehmer:innen ihre eigenen Licht- und Klangkunstwerke ihren Eltern und weiteren geladenen Gästen präsentieren. Zudem erhielten sie ein Zertifikat, das ihnen bei einer künftigen Praktikumsbewerbung sicher weiterhelfen wird.

Für das Projekt MINT+ART stellte die Leitz-Park GmbH dem MCW vier Tage das Fotostudio kostenlos zur Verfügung; alle Teilnehmer:innen hatten freien Eintritt in das Ernst Leitz Museum. Das Jugendbildungswerk der Stadt Wetzlar hatte als Kooperationspartner die iPads ausgeliehen.

Fotoexperimente mit Lichtmalerei

Junior Kulturprogramm 2023

Insekten mit Raketenantrieb und Allerlei mit Ei

Experten nennen es „Bionik“. Die Kinder und Jugendlichen fanden es einfach nur tierisch gut. Beim diesjährigen JUNIOR Kulturprogramm des Viseum Wetzlar ging es um außergewöhnliche optische und physikalische Phänomene in der Welt der Tiere, von denen wir viel lernen können. 

Fliegen heißen Fliegen, weil sie bekanntlich fliegen. Eidechsen brauchen eine bestimmte Betriebstemperatur, um sich überhaupt bewegen können. Termiten wiederum bauen in ihren riesigen Bauten hocheffiziente Klimaanlagen ein. Warum das so ist und wie das im Einzelfall funktioniert, kann man sich nicht immer leicht erklären. Es hat viel mit Biologie und oft mit Physik zu tun. 

Manche optischen, mechanischen oder thermischen Funktionen von Tieren sind so genial, dass der Mensch sie für die Entwicklung von Produkten zum Vorbild nimmt. Das nennt man dann „Bionik“. Beim JUNIOR Kulturprogramm des Viseum Wetzlar konnten sich Kinder und Jugendliche das ganze Jahr über damit beschäftigen. Und sie kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

Tierische Spezialisten in Thermik, Statik und Thermotechnik

Dass Fliegen fliegen, ist natürlich bekannt. Schmetterlinge haben es da leichter, aber ein Schwan, der mitunter über 10 Kilogramm wiegt, braucht beim Start ganz schön viel Kraft und Anlauf. Menschen haben Störche beobachtet, um herauszufinden, mit welchen Mitteln sie vielleicht eines Tages fliegen könnten. In dem Workshop konnten die Teilnehmer:innen selbst erproben, was für das Fliegen wichtig ist – und warum es manchmal nicht klappt.

Wenn Eierschalen brechen, ist das in der Natur gut (für die Küken), auf dem Küchenboden hingegen weniger erfreulich. Erstaunlich ist, dass Eier aufgrund ihrer Form (Eiform) und Statik (Kalk) doch ziemlich stabil sind. Zumindest, wenn man von oben Druck darauf bringt. Die Kinder haben das mit mehreren Kilo schweren Hantelgewichten selbst erprobt. Aus Eiweiß und Eigelb wiederum kann man nicht nur Binder für Malfarbe herstellen, sondern auch Kleber oder sogar Haarshampoo. Ziemlich viel Allerlei rund ums Ei.

Dass Termiten sich mit Thermotechnik bestens auskennen, zeigt sich an der ausgefeilten Klimaanlage begutachten, die sie in ihren riesigen Bauten einbauen. Und die wärmenden Sonnenstrahlen sorgen für genügend Energie, dass sich Eidechsen blitzschnell bewegen können. In dem Workshop über Wärmelehre erfuhren die Kinder und Jugendlichen jede Menge Wissenswertes und konnten ihr Wissen selbst ausprobieren. 

Die Welt der Tiere kreativ und inspirierend erleben

Besonders kreativ ging es in dem Herbstworkshop zu, wo die Teilnehmer:innen mit digitaler „Stop-Motion“-Technik eine eigene Geschichte rund um die Tierwelt verfilmen konnten. Zur Verfügung standen vielfältige Requisiten, wie Knete, Lego, Pappen, Alltagsmaterial, Farben und Laubholz, aus dem sich die jeweiligen Gruppen ihr eigenes Setting bauten. Mit der App „iMovie“ wurden die Szenen aufgenommen, geschnitten und sogar vertont. Zum Abschluss gab es eine kleine Vorführung der fertigen Filme. 

In zwei anderen Workshop wurde erkundet, wie kreativ und inspirierend die Tierwelt selbst sein kann, wenn es um Optik oder Mechanik geht: Libellenlarven zum Beispiel bewegen sich durch das Rückstoßprinzip nach vorne – ganz genau so wie bei Raketenantrieben. Heuschrecken wiederum nutzen die Hebelkräfte ihrer langen Beine, um enorm weit springen zu können. In einem Workshop kurz vor Weihnachten durften die Kinder und Jugendlichen sogar eine „Fliege mit Dreigangschaltung“ bauen.

Das JUNIOR-Kulturprogramm wird vom Viseum Wetzlar und dem Jugendbildung der Stadt Wetzlar veranstaltet. Alle Workshops werden von professionellen Pädagogen vorbereitet und geleitet, darunter die Teams der young scientists und der Jugendkunstschule Kinder-Kreativ-Werkstatt, Mainz, unter der Leitung von Jutta Mertens. 

MINT CLUSTER WETZLAR in 
AKTION für FEINOPTIK!

Das MINT CLUSTER WETZLAR warb in Kooperation mit der Initiative AKTION FEINOPTIK! auf der Ausbildungs- und Studienmesse der IHK und beiFestival der Naturwissenschaften & Technik (NaWitech) um den Nachwuchs.

OptikElektronik-Mechanik

MINT CLUSTER WETZLAR verschafft Orientierung für AKTION FEINOPTIK!

Die besten Ausbildungsberufe gibt es vor Ort. Wer das nicht glaubt, konnte sich am 22. und 23. September 2023 bei der Ausbildungs- und Studienmesse der IHK in Wetzlar überzeugen. Die ganze Bandbreite an Unternehmen aus Industrie und Handwerk war dort vertreten, dazu Arbeitgeber aus dem Dienstleistungssektor und dem öffentlichen Dienst, aus dem sozialen und pflegerischen Bereich sowie Hochschulen und andere Bildungsträger. 

Mittendrin und nicht nur mit dabei: das MINT CLUSTER WETZLAR, das dafür sorgte, dass man angesichts der Vielfalt und Vielzahl an Unternehmen auf der Messe nicht die Orientierung verlor. Reinhold Herrmann, Projekt-Mitarbeiter des MCW fungierte als „Messe-Guide“, um interessierte Schüler*Innen gezielt an ausgewählte Stände zu führen und auf Ausbildungsbetriebe für Optik, Elektronik und Mechanik aufmerksam zu machen. Am Standder AKTION FEINOPTIK! selbst konnten sich die Jugendlichen ein Bild davon machen, wie spannend und bereichernd eine Ausbildung in den Bereichen Optik, Elektronik und Mechanik sein kann.

MINT CLUSTER WETZLAR lädt für AKTION FEINOPTIK! zum Mitmachen ein

Rund drei Wochen später (am 10. Oktober) zeigte das MCW beim alljährlichen Festival der Naturwissenschaften & Technik (NaWitech) an der Werner-von-Siemens-Schule in Naunheim Flagge. Auch hier war das Interesse groß – vor allem die Mitmachaktion zum Thema „Sehen und Drehen“ kam bei den Schüler*innen sehr gut an. 

Reinhold Herrmann hatte dafür sogar zwei Experimentierstationen selbst entwickelt. Zum Thema „Sehen“ stellte er eine Umkehrbrille zur Verfügung, mit der die Jugendlichen ein „auf den Kopf“ gestelltes Labyrinth mit dem Stift durchlaufen mussten. Nebenan konnten sie eigenhändig herausfinden, wie man beim „Drehen“ mit Schraubenschlüssel, Ratsche oder Rohrzange ein Gespür für unterschiedliche Drehmomente bekommt. Dass die Jugendlichen davon besonders angetan waren, konnte man am Ende des Tages deutlich erkennen: Die improvisierte Experimentierstation aus Tisch, Schraubzwinge, Massivholzbalken und Schrauben war so abgenutzt, dass sich einige engagierte Schüler der Werner-von-Siemens-Schule bereit erklärten, die Station für ihren Unterricht nochmal „professionell“ nachzubauen.

Gesagt, getan: Michael Janko, Nick Nürenberg und Simon Kremer realisierten das Exponat in der Metallwerkstatt der Werner-von-Siemens-Schule unter der fachlichen Aufsicht von Thomas Heller (im Bild links). Damit können sicher noch viele Jahrgänge mit ordentlich Power und Drehmoment experimentieren.

Dass solche Aktionen den potenziellen Fachkräftenachwuchs aktivieren, ist jedenfalls ganz im Sinne des MINT CLUSTER WETZLAR und der AKTION FEINOPTIK!


Physik im Blick 2023

Klang- und Lichtwelten

Woraus besteht die Welt? Diese Frage gehört zu jenen elementaren Fragen, die man sich schon als Kind stellt und selbst im Erwachsenenalter nicht wirklich beantworten kann. Wie man das unterhaltsam und allgemeinverständlich hinbekommt, haben Schülerinnen und Schüler bei der Veranstaltungsreihe „Physik im Blick“ an der JLU Gießen erlebt.

Über das wertvolle Wissen, das die „Sendung mit der Maus“ kleinen Kindern vermittelt, sind sie längst hinaus. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltungsreihe „Physik im Blick“ an der Justus-Liebig-Universität stammen aus den Klassenstufen 5-13. Hier geht es manchmal schon ans Eingemachte. In diesem Jahr um „Physik der Elemente“. Praxisnah und allgemeinverständlich vermittelt von Dozenten der Universität, die in ihrem jeweiligen Fachgebiet auf höchstem Niveau lehren, forschen und publizieren. Wie sie es schaffen, an vier aufeinanderfolgenden Terminen zwischen 300 und 400 Jugendliche und interessierte Begleitpersonen für ein ebenso kompliziertes wie komplexes Physik-Thema zu begeistern, ist bemerkenswert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie an der Veranstaltungen genauso viel Spaß haben wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Welche Elemente gibt es – und was machen wir damit?

So berichtete Dr. Matthias Elm davon, dass sich schon vor dreitausend Jahren die Menschen darüber den Kopf zerbrachen, aus welchen Bestandteilen die Welt aufgebaut ist. In der Antike entwickelten die griechischen Philosophen die Vorstellung, dass alles Sein auf vier Grundelemente zurückgeführt werden kann: Feuer, Wasser, Luft und Erde. Im chinesischen Kulturkreis gab es fünf Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall), die miteinander in Wechselwirkung standen. Die moderne Naturwissenschaft, die erst viel später entstand, zählt heute mehr als 118 Elemente – und es werden immer mehr.

Die Elemente des Periodensystems, wie wir sie heute kennen, sind aufgrund ihrer Entstehung recht unterschiedlich in der Häufigkeit ihres Auftretens, erklärte Prof. Dr. Derck Schlettwein eine Woche später. Sie seien bei uns auf dem Planeten Erde verschieden gut zugänglich und entsprechend einfach oder schwer verfügbar. Besonders interessant für die angewandte Physik sind Elemente, die im Rahmen von Technologienentwicklungen einen wertvollen Beitrag leisten. Dabei müsse man neben der reinen Funktionalität der Elemente immer auch die ökologischen und sozialen Randbedingungen berücksichtigen, insbesondere wenn es um Massentechnologien geht. So etwa im Falle des Elements Lithium, das heute in allen Akkus von Smartphones, Laptops und Elektroautos verbaut wird – und entsprechend begehrt ist.

Elemente unter dem Mikroskop – oder aus dem Weltall?

Unter dem Motto „Wir sind alle Sternenstaub“ gab Prof. Dr. Christian Fischer zum einen einen Eindruck davon, wo die Elemente in der Geschichte des Universums, der Galaxien, Sonnen und Planeten entstanden sind. Darüber hinaus ging er darauf ein, wie Physiker und Chemiker gemeinsam versuchen, noch schwerere Elemente zu synthetisieren und deren Eigenschaften zu untersuchen. Dieser weltweite Wettlauf, so Fischer, sei dann ein Unterfangen, bei dem man es mit einzelnen Atomen zu tun hat.

Prof. Dr. Peter Klar schlug bei der letzten Veranstaltung die Brücke vom „Sternenstaub“ in den unendlichen Weiten des Universums zu Rohstoffen im nahen Universum – verbunden mit der Frage, ob man angesichts der Ressourcenknappheit die besonders seltenen, aber begehrten Elementen vielleicht sogar auf anderen Planeten oder Asteroiden finden und abbauen könne. Diese Vorstellung stieß unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf große Augen. Kann sich das lohnen? Was gibt es zu holen und wieso weiß man das? Wie würde man es machen und was bräuchte man dazu? Rückkehr-Missionen mit Raumfahrzeugen? Auf jeden Fall hochfliegende Pläne, die auch realisierbar sind.

Am Ende der Veranstaltungsreihe „Physik im Blick“ rauchten die Köpfe und sprühten die Ideen. An den Abschlussquizzen nahmen über 160 Schülerinnen und Schüler teil. Dass die „Physik der Elemente“ ein ebenso kompliziertes wie komplexes Thema ist, dürfte sie eher inspiriert als frustriert haben.